Der Energie- und Klimamanager der Gemeinde Windach nimmt Stellung:
In der zweiten Januarwoche wurde in Hechenwang ein Flugblatt des Absenders „Eure Hechenwanger Bürger“ verteilt. Nach den Vandalismusschäden an den Werbebannern in der Vorweihnachtszeit, werden hier wieder anonym einige Falschbehauptungen aufgestellt.
„da nicht mehr gewollt ist, dass negative/schlechte Meinungen…“ (S. 1): Der Autor stellt selbst fest, dass seine Meinung negativ bzw. schlecht ist. Einem konstruktiven Diskurs widerspricht natürlich nichts. Dem Gemeinderat wurde z. B. ein Alternativvorschlag zu einem geänderten Heizzentralenstandort gemacht. Dies wurde ernsthaft geprüft und danach aus verschiedenen Gründen (u. a. erhöhte Kosten durch größere Leitungslängen) abgelehnt. Ein üblicher ergebnisoffener Vorgang mit entsprechendem Ausgang. Stimmen werden gehört, Meinungen akzeptiert, Entscheidungen demokratisch getätigt. Das sollten auch Menschen mit „schlechten Meinungen“ akzeptieren können. Darüber hinaus sind die Gemeindewerke, das kommunale Klimamanagement oder der Bürgermeister ansprechbar bei Fragen.
Zur Preisgestaltung (S. 2): Es werden 2,6 – 9 ct/kWh als Wärmepreis aus Abwärmenutzung einer Biogasanlage genannt. Die Zahl ist korrekt, allerdings ist in der aufgeführten Quelle hier vom Wärmeabgabepreis die Rede. Der Autor vergleicht also den Gestehungspreis am BHKW mit dem natürlich höheren Endkundenpreis im Wärmenetz. Der transparent veröffentlichte Endkundenpreis liegt bei 12,5 ct/kWh (brutto) und ist damit sehr gut vergleichbar mit z. B. der Nahwärme Eresing (12,73 ct/kWh). Vom Autor werden falsche Zahlen zum Wärmepreis beim Fernwärmeprojekt Scheuring genannt. Er schreibt von 8 ct/kWh. Tatsächlich wird das Produkt auf der Website des Anbieters zwischen 10,66 und 13,34 ct/kWh angeboten (https://www.scheuring-fernwaerme.de/).
Zum Maifest (S. 2): „Das Maifest wird es nicht mehr geben.“ Der Platz für den Maibaum wird erhalten bleiben und sogar aufgewertet. Die Möglichkeit für einen temporären wettergeschützten Verkaufsstand für Kuchen oder Getränke ist in der Planung. Im Gebäude der Heizzentrale findet sich sicher ein Platz zur Lagerung von Bierzeltgarnituren. Ferner wird es eine bei Veranstaltungen öffentlich nutzbare Toilette geben. Das Flair im Ortskern wird sicher nicht leiden, wenn der alte Schuppen durch einen ansprechenden Neubau ersetzt wird. Auch hier ist die Behauptung also eine Lüge – eher das Gegenteil trifft zu.
Geräuschentwicklung (S. 2): Es ist im Flugblatt von „durchgehender, kontinuierlicher Lärmentwicklung“ an der Heizzentrale die Rede. 5 % der Heizlast entfallen auf den Pelletkessel in der Heizzentrale. Man kann sich also vorstellen, dass der Heizkessel lange Zeit gar nicht in Betrieb sein wird, folglich auch keinerlei Geräusche emittieren wird. Im schalltechnischen Fachgutachten wird festgestellt: „Aus der Zusammenstellung […] wird ersichtlich, dass beim Betrieb der Anlage die einschlägigen Immissionswerte an den maßgebenden Immissionsorten sowohl zur Tagzeit, als auch zur Nachtzeit unterschritten werden.“ Zusätzlich darf man davon ausgehen, dass durch die Substitution der Einzelheizungen deutlich weniger Anfahrten von Servicedienstleistern (Kaminkehrer, Heizungsservice) und Lieferfahrzeugen für Öl, Gas oder Pellets erforderlich sein werden, was Abgas- und Geräuschbelastung im Ort reduzieren wird.
Baustellen im Ort (S. 3): Die Straßen werden teilweise geöffnet und wieder geschlossen werden müssen, wie der Autor bemängelt. Dies ist bei Infrastrukturmaßnahmen einfach so: Kanal, Internetverbindungen, Wasserversorgung, aber eben auch jegliche leitungsgebundene Energieversorgung. Ein Zusammenhang mit der eventuell kommenden Geothermie ist nur insofern von Relevanz, als dass Geothermie nur eine von vielen möglichen Wärmequellen für ein Wärmenetz ist. Es ändert sich nichts an der Physik des Wärmenetzes. Es kann unverändert weitergenutzt werden. Der Leitungsquerschnitt hat nichts mit geänderten Wärmequellen zu tun.
Ausfälle der Wärmeversorger (S. 3): Der Flugblattinverkehrbringer sorgt sich, dass die Anschlussnehmer beim Ausfall der Biogasanlage im Kalten sitzen müssten. Kurze Ausfälle im Stundenbereich werden einfach über die Pufferspeicher aufgefangen, ohne, dass es den Wärmekunden auffällt. Außerdem hat der Pelletkessel eine gewisse Leistungsreserve. Platz in der Heizzentrale ist für einen zweiten Kessel vorhanden. Sollte die Biogasanlage also komplett aus der Wärmeversorgung wegbrechen, ist die gesamte Heizlast durch zwei Kessel abdeckbar. Vorübergehende längere Ausfälle müssten ggf. durch mobile Heizlösungen abgedeckt werden, was ein gängiges Vorgehen und damit auch kein Problem ist.
Monopolstellung (S. 4): Die Menschen in kommunal betriebenen Nahwärmeversorgungsgebieten haben die Wahl, ihrem Gemeinderat und Bürgermeister Vertrauen zu schenken, die keinerlei Gewinnerzielungsabsicht haben (Ein schwarze Null muss stehen bei solch einem Projekt), oder aber kommerziellen Inverkehrbringern (teilweise fossiler) Brennstoffe mehr zu vertrauen. Der Autor hat Sorge, dass sich die Wärmenetzbetreiber den lokalen Energielieferanten ausliefert, ohne die Vertragsinhalte zu kennen. Die Bürger können hier sicher sein, dass für viele Eventualitäten Sicherheiten vorhanden sind.
Preisentwicklung (S. 4): Preise sind nie fix. Das war sehr deutlich erkennbar, als Russland die Ukraine überfiel und die Energiekosten drastisch stiegen. Inflation trägt auch zu steigenden Preisen bei. Diese Preissteigerungen kommen unmittelbarer beim direkten Bezug durch die Verbraucher zu tragen. Die Veränderung der Preise wird über Preisleitklauseln in den Wärmeverträgen veröffentlicht und ist für alle einsehbar. Preisanpassungen im Wärmenetzbetrieb, gehen über den Sitzungstisch des Gemeinderats. Auch hier wieder ist zu berücksichtigen, dass bei der kommunalen Anlage keine Gewinnerzielungsabsicht vorliegt.
Kostenvergleich (S. 5): Hier legt der Autor ebenfalls falsche Zahlen vor. Er berechnet die Nahwärmeanschlusskosten mit 16.385 € (exkl. Pufferspeicher). Die tatsächlichen Kosten liegen zwischen 8.643 und 11.866 € (inkl. Pufferspeicher). Die sehr klein gedruckte Kostendifferenz pro Wärmenetzanschluss entlarvt die Absichten als sehr tendenziös und unseriös. Die gesamte Rechnung „Eurer Hechenwanger Bürger“ ist damit unseriös und falsch. Bitte nicht darauf reinfallen.
Dr. Daniel Gehr
Energie- und Klimamanagement, Gemeinde Windach
Kontakt: Mobil: +49 (0)162 6754128
E-Mail: Gehr.Klima.Windach@t-online.de