Leserbrief zum Thema Großtankstelle mit Erweiterung auf dem Grundstück des Kiesgrubenbetriebs Lachmayr in Schöffelding
Donnerstag, den 8. August, halb Windach in Aufregung: „Hast du heute schon das Landsberger Tagblatt (LT) gelesen?“ – „Nein, noch nicht.“ Und bis Mittag war es im Schlossmarkt dann schon ausverkauft. Was war geschehen?
Das LT berichtete groß auf einer halben Seite über die Gemeinderatssitzung vom Dienstag, den 6. August, bei der ein Projekt auf der Tagesordnung stand, das dann eine ganz eigene Dynamik entwickelte. Es ging und geht um die Errichtung einer Großtankstelle mit Autohof (Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten) auf dem Grundstück der Fa. Lachmayr. Details dazu in eigenem Bericht des Windachers.
Erweiterung um Supermarkt?
Die Dynamik kam laut Bericht des LT hinein, als Mitglieder des Gemeinderats zusätzlich noch die Erweiterung um einen Lebensmittel-Supermarkt und eine Apotheke ins Spiel brachten. Den regionalen Chefredakteur des LT veranlasste diese sogar zu einem interessanten Kommentar zum Thema: Wem bringt das was? Wer profitiert? Wem schadet das Projekt womöglich?
Hierzu ein paar einfache Rechnungen und Betrachtungen, zuerst zum Thema Lebensmittel-Supermarkt: Finning liegt 6 km entfernt und hat erst letztes Jahr in einem Bürgerentscheid einen Tosolchen Markt außerhalb des Dorfes abgelehnt. Der vorhandene „Nah-Kauf“ reicht den Finningern. Eresinger fahren 2,5 km bis Geltendorf zum „Edeka“ am Bahnhof, alternativ nur 300 m weiter zum „Schlossmarkt“ in Windach. Zum neuen Supermarkt nach Schöffelding wäre es 1 km weiter! Windach hat sich vor über 15 Jahren für den „Schlossmarkt“ entschieden, mitten im Dorf, fußläufig und mit dem Fahrrad gut erreichbar. Dieser wird gerade um ein Café erweitert und modernisiert, also noch attraktiver. Bleibt also Schöffelding. Ja, für die Schöffeldinger wäre ein Supermarkt 1 km außerhalb des Dorfes deutlich näher als der „Schlossmarkt“, wohin es 4 km sind.
Dann wird es „ganz still“ im Dorf
Was aber wären mögliche Konsequenzen? Ein gewünschter sog. Vollsortimenter, also ein Edeka oder Rewe kann von den – nicht bös gemeint – paar Schöffeldingern nicht leben. Also muss und wird er sein Sortiment und seine Preisattraktivität so gestalten, dass ausreichend Kunden von weiter her kommen und einkaufen, insbesondere natürlich aus Windach. Dies konterkariert die gegenwärtigen Maßnahmen, die Attraktivität des „Schlossmarkts“ zu erhöhen. Ganz im Gegenteil: Wenn auch nur ein Teil der bisherigen Schlossmarkt-Kunden zum neuen Super-Super-Markt abwandert, bedeutet das den Tod des Schlossmarkts. Und dann wird es, wie Herr Modlinger in seinem Kommentar im LT feststellt, „ganz still im Dorf“.
Lärmproblem für Schöffelding
Aber vielleicht sind die Schöffeldinger gar nicht so glücklich mit dem eigentlichen Hauptprojekt, dem Autohof. Für die Schöffeldinger bringt es zunächst ein Lärmproblem. Der Ort ist zwar gegen den Lärm von der tiefgelegten Autobahn geschützt. Entgegen den Aussagen der Projektentwickler aber ist die Wohnbebauung nicht gegen Lärm aus dem Standort der Großtankstelle geschützt, die oberhalb der Lärmschutzwand liegt. Wenn ich mich recht erinnere, gab es gegen vereinzelte Veranstaltungen beim Weghäusl vor zwei Jahren schon einige Proteste. Und nun soll ein „kleiner“ Autohof mit Großtankstelle für alle heutigen und künftigen Antriebsmedien noch näher zum Dorf hin entstehen. Nach den Aussagen der Projektentwickler ist mit bis zu 580 Anfahrten pro Tag zu rechnen. Das verdoppelt sich durch genauso viele Abfahrten auf fast 1.200 Fahrzeuge! Über die Betriebszeiten gibt es noch keine Aussagen. Und wer wird dieses Angebot nutzen? Wer von den Einheimischen der Anliegergemeinden wird mit seinem E-Auto dort laden, wenn es über die eigene wallbox deutlich billiger ist? Und was tut man, während das Auto aufgeladen wird? Wasserstoff wird für Pkws eine Illusion bleiben, weil Wasserstoff für die Industrie und ev. für Lkws gebraucht wird. Bleibt eine Tankstelle für normalen Treibstoff. Wird die Autohof-Tankstelle die Preise der Landsberger Tankstellen unterbieten können oder sog. Autobahnpreise haben? Kann das eine Tankstelle für die Anlieger werden? Braucht Schöffelding ein solches Projekt?
Vorschlag: Ein Bürgerentscheid
Zusammengefasst: Es ist nicht erkennbar, dass das Projekt für Windach und speziell für Schöffelding einen Nutzen bringt. Der Autohof mit seinem Lkw-Verkehr ist ein eklatantes Lärmproblem für Schöffelding. Ein zusätzlicher Supermarkt bringt eine deutliche Verschlechterung der Nahversorgung für Windach, wenn der Schlossmarkt aufgeben muss. Es ist also bei genauerem Nachdenken nicht nachvollziehbar, warum der Gemeinderat mit 9:5 Stimmen das Projekt nicht nur für gut geheißen hat, sondern die Investoren sogar noch ermuntert hat, zusätzlich einen großen Supermarkt zu planen und die Umsetzung durch Änderung von Flächennutzungs- und Bebauungsplan weiter verfolgen will. War das vielleicht nicht ein bisschen voreilig? Ich denke, dass man diese Entscheidung nicht allein dem Gemeinderat überlassen sollte, sondern hierzu auch die Meinung der Bürgerinnen und Bürger aus Windach und Schöffelding durch einen Bürgerentscheid mit einbeziehen muss.
Am Ende die Frage: Wem nutzt das Projekt? Erkennbar nur dem Grundstücksbesitzer. Den Investoren und damit in der Folge dem gemeindlichen Gewerbesteueraufkommen? Das ist schon fraglich. Der einheimischen Bevölkerung jedenfalls nicht!
Otto Brösdorf